Interview – Prophetie

Kathrin Taube

-Hallo Kathrin, magst du uns ein wenig von dir erzählen und auch was du persönlich mit dem Thema „Prophetie“ zu tun hast?

Als ich 15 Jahre alt war, habe ich Jesus mein Leben gegeben und durfte in einer Gemeinde im Glauben wachsen. Mehrere Jahre später besuchte ich dann ein Seminar über Geistesgaben und erfuhr dort Dinge, dich ich bisher noch nicht gelernt hatte – nämlich über das Wirken des Hl. Geistes und die Vielfalt der Gaben Gottes. Eine davon, die mich besonders ansprach war Prophetie. Ich fühlte mich – und fühle mich auch heute noch – überreich beschenkt, darüber, dass Gott mir diese Gabe anvertraut hat. Als ich mehr über Prophetie lernte verstand ich, dass ich auch zuvor schon oft Dinge wahrgenommen hatte, mich dann aber u.U. ärgerte, weil ich es als Ablenkung eingestuft habe. Mir fehlte aber einfach nur Lehre und Verständnis darüber, dass Gott in diesen Momenten mit mir kommunizieren wollte. Ich musste einfach lernen seine Sprache zu verstehen.

-Kann man denn Prophetie erlernen, bzw. sollte man das überhaupt?

Prophetie ist ein großes Wort. Es gibt sicher in der Ausübung dieser Gabe auch verschiedene Abstufungen. Vielleicht ist es einfacher erst einmal zu fragen: redet Gott und kann man lernen ihn zu hören?! Und vielleicht als zweiten Teil der Frage dann: soll ich darüber reden, was Gott mir sagt? Jesus sagt in Joh 10/27: „Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir.“ (LT)

Wenn du Christ bist, hast du Gottes Stimme mindestens einmal schon gehört, denn sonst hättest du dich nicht bekehrt! Er hat dich gerufen und du hast ihn gehört.

Ich denke dass man es trainieren kann, seine Stimme zwischen all den 1000 anderen Stimmen die uns so umgeben, raus zuhören. Es ist wie bei einem Muskel: wenn man ihn nicht immerzu bewegt, bildet er sich zurück – trainiert man ihn aber, dann wird er kräftiger. Um gut zu trainieren, muss ich natürlich die richtigen Bewegungen machen – dazu muss ich wissen, wie ich die einzelnen Abläufe ausführe. Um nun zu üben Gottes Stimme zu hören, ist es gut zu wissen, wie er redet und auf welche Art (z.B. durch Bibelverse, bildhafte Eindrücke, Träume, Visionen, Symbolik, hörbare Stimme, Empfindungen…).

Hinsichtlich der Frage ob wir Prophetie erlernen sollten legt uns Paulus folgendes ans Herz:

„Um das Ganze zusammenzufassen, liebe Geschwister: Bemüht euch um die Gabe des prophetischen Redens, und hindert keinen daran, in Sprachen zu reden, ´die von Gott eingegeben sind.“ 1. Kor 14/39 (NGÜ)

-Was genau versteht man eigentlich unter Prophetie? Gibt es einen Unterschied zur Weissagung?

Prophetie gehört zu den Offenbarungsgaben, davon gibt es insgesamt vier: Prophetie, Weissagung, Erkenntnis und Unterscheidung der Geister.

Alle diese Gaben führen uns näher zu Gott und helfen uns sein Herz zu verstehen. Sie sollen uns auferbauen und stärken – in unserem Glauben und auch in unserem Gebetsleben.

Verkürzt kann man vielleicht sagen:

PROPHETIE: ist eine Offenbarung Gottes für uns, eine konkrete Situation, für Gruppen oder bestimmte Personen. Sie erklärt die Gegenwart, deckt Dinge aus der Vergangenheit auf oder beschreibt die Zukunft. Sie gibt auch entsprechende Hilfestellungen zum nächsten Schritt.

WEISHEIT: gibt Einblick, Anleitung und Rat. Weisheit hilft uns zu verstehen, wie wir die Offenbarungen, die Gott uns schenkt mögl. gut umsetzen.

ERKENNTNIS: Es ist eine übernatürliche Offenbarung des Heiligen Geistes über eine bestimmte Tatsache oder Fakten. Diese können in der Vergangenheit oder in der Gegenwart sein

UNTERSCHEIDUNG DER GEISTER: Die Gabe der Unterscheidung ermöglicht es einen geistlichen Einblick auf die Motivation einer Person oder einer Situation zu bekommen d.h. welcher Geist hier am Werk ist. Ist es dämonisch? Ist es seelisch? Oder ist es der Heilige Geist? Vielleicht noch eine kleine Anmerkung dazu: diese Gabe richtet ihren Fokus auf den göttlichen Bereich, wenn dieser klar gesehen wird, kann man alles andere gut davon abgrenzen.

-Prophetie ist in der Gemeindelandschaft ein nicht ganz unumstrittenes Thema und sorgt öfter auch mal für kontroverse Meinungen. Woran denkst du liegt das? Warum gibt es diesem Thema gegenüber so viel Skepsis?

Ich glaube, dass leider sehr viele Verletzungen durch ein ungeübtes oder falsches Verständnis von Prophetie entstanden sind und das führt zu Skepsis.

Prophetische Worte können leider  unsensibel und/oder ungeübt weitergegeben werden. (Darum ist Training in diesem Bereich eben auch so wichtig; die Bibel gibt uns hier ja klare Anleitungen). Prophetische Worte können aber auch mit falschen Erwartungen verbunden werden.

Insgesamt sind es Impulse die Gott uns schenkt und die uns sehr tief berühren können. Genauso tief ist dann die Verletzung bei unsachgemäßer Handhabung. Die Skepsis kommt also aus Unsicherheit und Verletzung. Gott ist gut! Er wird uns nie etwas zufügen, was uns schadet!

-Gibt es eine Basis auf der Christen mit unterschiedlichen Ansichten zusammenfinden können?

 Ich würde diese Frage gerne mit 1. Petrus 4/10 beantworten:

„Gott hat jedem von euch Gaben geschenkt, mit denen ihr einander dienen sollt. Setzt sie gut ein, damit sichtbar wird, wie vielfältig Gottes Gnade ist.“ (NL)

Gott ist der Geber aller Gaben und er schenkt uns Geistesgaben (nicht nur die Gabe der Prophetie), wie Paulus sie in 1. Kor. 12 und Eph. 4 erwähnt. Die Bibel bietet uns eine gute Basis an. Wenn wir einander mit Wertschätzung und Offenheit begegnen und dem Heiligen Geist gestatten zu wirken, glaube ich, dass wir wunderbare Dinge erleben können.

-Was sagt eigentlich die Bibel über Prophetie? In welcher Form spielt sie für die Nachfolge Jesu heute noch eine Rolle?

 Naja – ich denke zu dieser Frage könnte man ein ganzes Buch schreiben…

In  1. Mose 3 lesen wir, wie Gott im Garten Eden umherging (man kann dieses Wort auch  mit „flanieren, umherschlendern“ übersetzen),  Adam suchte und nach ihm rief. Gott wollte sich mit Adam auf seinem Abendspaziergang unterhalten.

Gott möchte mit uns in Beziehung sein von 1. Mose 1 bis Offenbarung 22 und darüber hinaus. Er möchte mit uns kommunizieren. Durch den Sündenfall war das nicht mehr so möglich, wie noch im Paradies, aber Gott hat nie aufgehört mit seinen Menschen zu sprechen. Im AT setzte er besondere Menschen mit einer solchen Brückenfunktion ein, die Propheten.

Jesus hat die Sünde, die uns von Gott trennte, aufgehoben und er hat uns den Heiligen Geist gegeben. Daher haben wir nun alle Zugang zu ihm und können ihn hören. Auch im NT gibt es aber weiterhin Propheten (an 144 Stellen wird im NT die Bezeichnung „prophetes“ genannt) – und Gott hat sich bis heute nicht geändert.

Wenn wir die Botschaft von Jesus verkünden, dann schenkt uns sein Geist prophetische Worte.“ Off 19/10

-Welche Bedeutung hat Prophetie in unseren Gemeinden heute?

 „Als Gemeinde Jesu Christi steht ihr auf dem Fundament der Apostel und Propheten. Doch der Stein, der dieses Gebäude trägt und zusammenhält, ist Jesus Christus selbst.“ Eph 2/20 (Hfa)

Die Gemeinde Jesu ist auf den Aposteln und Propheten der Bibel gegründet und er hat auch nie damit aufgehört Menschen zu Aposteln und Propheten zu berufen. Im fünffältigen Dienst (Apostel, Propheten, Hirten, Lehrer, Evangelisten) legen diese beiden Gaben die Fundamente – die drei anderen bewirken Wachstum „in die Breite“.

-Woran merkt man, ob man mit dieser Gabe persönlich etwas zu tun haben könnte? Was rätst du Menschen die das vermuten?

Wie schon gesagt: wenn wir zu Jesus gehören, können wir auch seine Stimme hören. Jeder Christ erfährt so seine Nähe. Wenn man aber spürt, dass man „häufiger als andere“ solche Impulse hat, dann könnte es sein, dass eine Gabe da ist.

Das sollte man dann einfach mit Jesus besprechen und sich anschließend einen guten Mentor oder besser noch eine Gruppe von prophetischen Menschen suchen, damit die Gabe geschützt trainiert werden kann.

Darüber hinaus kann man sich auch persönlich gut fortbilden: Es gibt wirklich gute Bücher und auch gute Seminare und Schulungen.

-Gibt es in diesem ganzen Themenkomplex Faktoren die man berücksichtigen muss oder Dinge die gefährlich werden können?

 Jedes prophetische Wort muss geprüft werden: „Prüft aber alles und das Gute behaltet.“ 1. Thes 5/21

Ein prophetisches Wort besteht eigentlich aus 3 Teilen: Offenbarung – Interpretation – Weitergabe. An jeder Stelle dieser Kette kann der Eindruck durch die eigene Persönlichkeit eingefärbt werden. Darum sollen prophetische Worte mit großer Sorgfalt behandelt werden und prophetische Menschen sollten Gott deutlich an ihrem Charakter feilen lassen, so dass die guten Charaktereigenschaften (Liebe, Demut, Langmut, Freundlichkeit, Glaube…) den Fluss der prophetischen Worte erleichtern.

Grundsätzlich sollte man auch äußerst vorsichtig bei richtungsweisenden Worten sein (z.B. Ehe, Kinder, Beruf).

-Du hast gelegentlich auch schon prophetisches Malen angeboten, wie funktioniert das?

 Ich traf mal einen Menschen, der zwar deutlich Gottes Stimme in seinem Leben hörte, aber Gott wählte bei ihm nicht die Methode über bildhafte Eindrücke. Mir hingegen schenkt Gott sehr viele Eindrücke in bildhafter Form. Dieser Freund sagte einmal zu mir, dass er mich beneide, ich müsse wunderschöne Dinge im Lobpreis sehen, das könne er von meinem Gesicht ablesen – das hat mich nachdenklich gemacht und ich dachte mir: vielleicht kann ich ihm ja zumindest ansatzweise zeigen, was ich sehe und begann damit prophetisch zu malen.

Eigentlich ist das schon alles – in der Gruppe beten wir Gott an und kommen vor ihm zur Ruhe, so dass der Heilige Geist uns begegnet. Aus diesen Impulsen entsteht  „Prayer Painting“. Natürlich spielen dann auch rein (mal-)technische Fragen in der Gruppe eine Rolle.

-Gibt es noch andere Bereiche, in denen Prophetie eine Rolle spielt?

 Alles, was das Reich Gottes betrifft 😉

Wir sind die Braut Jesu – welcher Bräutigam liebt es nicht jede freie Sekunde mit seiner Braut über jedes Thema zu sprechen?!!

Du hast mich verzaubert, mein Mädchen, meine Braut! Mit einem einzigen Blick hast du mein Herz geraubt. Hld 4/9 (Hfa)

-Möchtest du uns denn noch persönlich etwas zu diesem Thema mit auf den Weg geben?

 Wende dich an mich und ich werde dir antworten! Ich werde dir große Dinge zeigen, von denen du nichts weißt und auch nichts wissen kannst. Jer 33/3 (GN)

:- ) dem ist nichts hinzuzufügen!

 

Liebe Kathrin, vielen Dank für deine Zeit und dieses Interview!

Anmerkung: Wer zu diesem Thema noch Fragen an Kathrin hat, darf sich gerne per Mail melden: impulscafe@gmx.de

Die folgenden Bilder von Kathrin sind im oben erwähnten „Prayer Painting“ entstanden und urheberrechtlich geschützt.

 

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